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Hinweise für Anwender
- Das aktuelle, amtliche Höhensystem DHHN2016 führt die Höhenstatuszahl 170. Höhen in älteren Systemen werden durch andere Höhenstatuszahlen gekennzeichnet.
- Aufgrund der geänderten Höhenbezugsflächen unterscheiden sich die NHN-Höhen bzw. die NN-Höhen der verschiedenen vergangenen Höhensysteme um einige Zentimeter. Ellipsoidische Höhen aus GNSS-Messungen unterscheiden sich in BW sogar um ca. 47-50 m von den NHN-Höhen.
- Deswegen: Werden genaue Höhen benötigt, muss auf das benutzte Höhensystem geachtet werden. Innerhalb eines Projektes müssen immer Höhen aus demselben System verwendet werden.
Welche Vorteile bringt das aktuelle Höhensystem mit sich?
- Keine Spannungen an den Grenzen der Bundesländer. Erstmals liegt in ein Deutschland einheitliches Höhensystem vor.
- Höhen sind unabhängig vom Messweg, denn erstmals sind annähernd die inhomogenen physikalischen Schwereverhältnisse der Erde berücksichtigt.
- Die Höhen beziehen sich auf eine eindeutig bestimmbare und messbare Bezugsfläche, das Quasigeoid.
- Bei Kenntnis der Quasigeoidundulation können ellipsoidische Höhen aus GNSS-Messungen leicht in Normalhöhen überführt werden. Die direkte Höhentransformation nach DHHN2016 kann auch bei SAPOS-HEPS genutzt werden.
- Die moderne NHN-Höhendefinition entspricht internationalen Forderungen. Höhensysteme der Nachbarländer lassen sich besser als bisher verbinden.
Das Höhenfestpunktfeld bildet die Grundlage für Höhenvermessungen. Es ist in der Örtlichkeit in Baden-Württemberg durch ca. 60 000 Höhenfestpunkte (HFP & NivP), meist in Form von Metallbolzen, an stabilen Bauwerken oder im Fels dauerhaft vermarkt.
Das Haupthöhennetz bestehend aus HFP der 1. Ordnung (höchste Genauigkeit) ist in weiteren Stufen durch das Netz der 2. Ordnung und durch die NivP der 3. Ordnung verdichtet. Das Netz der 3. Ordnung wird seit 2004 nicht mehr überwacht und erhalten. Da sich Höhenfestpunkte (HFP) durch die Bewegungen der Erdoberfläche verändern können und durch Baumaßnahmen gefährdet sind, werden sie laufend und systematisch durch Messungen überwacht und erneuert. Aufgrund der hohen Messgenauigkeit lassen sich durch Wiederholungsmessungen auch Senkungen und Hebungen der Erdoberfläche bestimmen.
Höhen werden u.a. durch geometrische Nivellements millimetergenau bestimmt. Ein Nivellierinstrument realisiert eine exakte horizontale Ziellinie, so dass Höhenunterschiede an senkrechten Latten ermittelt werden können. Durch aneinander gereihtes Messen wird die Ausgangshöhe zu einem beliebigen Zielpunkt übertragen.
Chronologie der Höhenreferenzsysteme in Baden-Württemberg
Ab 1885
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Ab 1979 |
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Ab 2008 |
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Ab 01.07.2017 |
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Die historische Grundlage des aktuellen Höhenfestpunktfeldes bildet das Deutsche Haupthöhennetz 1912 (DHHN12). Es besteht aus Nivellementschleifen mit einem Umfang von 50 km bis 340 km und liegt einheitlich für die alten Länder der Bundesrepublik vor. Für die Höhen im DHHN12 gilt die Bezugsfläche Normalnull (NN), die etwa durch das Mittelwasser der Nordsee am Amsterdamer Pegel verläuft. An den Höhen des DHHN12 ist die "normalorthometrische Reduktion" angebracht. Daher werden die Höhen als "normalorthometrische Höhen" bezeichnet. Mit dieser Reduktion wird die Änderung der Schwere infolge Abplattung der Erde zu den Polen hin berücksichtigt, jedoch nicht die durch Massenunregelmäßigkeiten verursachten Schwereanomalien. Die deutschen Länder vereinbarten nach der Wiedervereinigung, die nicht zusammenhängenden Nivellementsnetze in Ost und West zu verbinden und ein neues gesamtdeutsches Höhensystem einzuführen: Das "Deutsche Haupthöhennetz 1992" (DHHN92), im System von Normalhöhen. Es entstand aus den Messungselementen des Höhennetzes der ehemaligen DDR (Staatliches Nivellementsnetz 1976), des 1980-1985 erneuerten DHHN12 und Verbindungsmessungen von 1992. Als Komponente des integrierten Geodätischen Raumbezugs wurde am 01.07.2017 das Deutsche Haupthöhennetz 2016" (DHHN2016) eingeführt. Wie beim DHHN92 werden durch Einbeziehung von Schweremessungen die Einflüsse der lokalen Schwereanomalien des Erdkörpers berücksichtigt, so dass das Nivellement im physikalischen Umfeld ausgeführt wird (siehe Schwerefestpunktfeld). Höhenbezugsfläche ist das Quasigeoid und damit nicht mehr die NN-Fläche wie beim normalorthometrischen Höhensystem des DHHN12. Am Pegel Amsterdam entsprechen sich die Null-Höhenwerte.
Höhentransformationen Für die Transformation zwischen den verschiedenen Höhensystemen stellt das LGL ein kostenloses Transformations-Tool zur Verfügung. Damit können Einzelpunkte oder Punklisten (*.csv) transformiert werden. |
Vergleich der letzten drei Höhensysteme
Höhensystem
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Deutsches Haupthöhennetz 1912 (alt!) |
Deutsches Haupthöhennetz 1992 (alt!) |
Deutsches Haupthöhennetz 2016 (aktuell!) |
Kurzbezeichnung
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DHHN12 | DHHN92 | DHHN2016 |
Status
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100 (In Baden-Württemberg: 130) |
160 | 170 |
Definition Höhe |
Lotrechter Abstand zur Höhenbezugsfläche "NN" |
Lotrechter Abstand zur Höhenbezugsfläche Quasigeoid |
Lotrechter Abstand zur Höhenbezugsfläche Quasigeoid |
Gebrauchshöhensystem
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1979 - 2008 | 2008 - 2017 | seit 01.07.2017 |
Punktanzahl (HFP & NivP) in Baden-Württemberg |
ca. 60000 | ca. 60000 | ca. 60000 |
Höhenbezugspunkt
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Pegel Amsterdam (NAP) | Pegel Amsterdam (NAP) | Pegel Amsterdam (NAP) |
Höhenbezugsfläche
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Normalnull-Fläche (NN) |
Normalhöhennull-Fläche (NHN) Quasigeoid GCG2005/2011 |
Normalhöhennull-Fläche (NHN) Quasigeoid GCG2016 |
Bezeichnung der Höhen
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Höhen über NN (NN-Höhen) |
Höhen über Normalhöhennull (NHN-Höhen) |
Höhen über Normalhöhennull (NHN-Höhen) |
Höhenart
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normalorthometrische Höhen | Normalhöhen | Normalhöhen |
Punktdichte (linienhaft) HFP 1. Ordnung |
in Ortschaften < 300m Abstand außerhalb < 1500m Abstand |
in Ortschaften < 500m Abstand außerhalb < 1500m Abstand |
in Ortschaften < 500m Abstand außerhalb < 1500m Abstand |
Differenzen der Höhensysteme |
Zwischen DHHN92 und DHHN12: - 4 bis + 6 cm |
Zwischen DHHN2016 und DHHN92: -5 cm bis 0 cm |
Höhenangaben stellen den in Meter, Zentimeter und Millimeter angegebenen lotrechten Abstand zu einer Höhenbezugsfläche dar. Die Höhenbezugsfläche für die amtlichen Landeshöhen kann man sich als einen unter dem Festland fortgesetzt gedachten, mittleren Meeresspiegel vorstellen.
Diese Höhenbezugsfläche entspricht in der Theorie dem sogenannten Geoid, dessen Form und Gestalt man versucht durch Schweremessungen (Gravimetrie) zu bestimmen. Man spricht dann von einem Quasigeoid was eine bestmögliche Anpassung an das tatsächliche Geoid darstellen soll und somit in der Praxis als Höhenbezugsfläche fungiert.
Höhen aus GNSS-Messungen beziehen sich auf das GRS80- oder das WGS84-Ellispoid (= Ellipsoidische Höhen) und weichen in Baden-Württemberg um etwa 47-50 Metern (= Quasigeoidundulation) von NHN-Höhen ab! Wenn mittels GNSS exakte NHN-Höhen bestimmt werden sollen, kann die benötigte Quasigeoidundulation durch Erwerb des GCG2016 oder durch die Nutzung der kostenlosen SAPOS-Transformation erhalten werden.
Bestellung
Der Nachweis der Höhenfestpunkte erfolgt über das Amtliche Festpunktinformationssystem (AFIS). Die HFP können dementsprechend über den Geodatenshop bestellt werden. Eine Registrierung ist notwendig.
Preise
Basisbetrag für die Bereitstellung von Standardausgaben bzw. Auszügen aus Festpunktunterlagen:
Produkt | Betrag |
Einzelnachweis (einschließlich Punktbeschreibung) | 10 € |
Auszüge aus analogen Festpunktunterlagen (bis einschließlich DIN A3) | 10 € |
Das anfallende Bereitstellungsentgelt berechnet sich aus dem gewählten Produkt multipliziert mit der Anzahl der Einzelnachweise oder Auszüge und dem o.g. Basisbetrag. Alle Entgeltangaben verstehen sich als Nettobetrag zzgl. gesetzlicher Umsatzsteuer.
Kontakt
Kundenberatung
Telefon: 0711 95980-223
Die Bestellung kann auch per Fax oder E-Mail beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung
Baden-Württemberg erfolgen:
Fax: 0711 95980-708
E-Mail: geodaten@lgl.bwl.de