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Neben dem Lage- und Höhenfestpunktfeld ist das Schwerfestpunktfeld die dritte geodätische Grundlage. Es überdeckt mit vermarkten Schwerefestpunkten (SFP) das ganze Land und ist in einem einheitlichen, bundesweiten Bezugssystem eingebunden. Aufgabe der Schweremessung ist die Bestimmung der Schwerkraft an der Erdoberfläche. Mit Hilfe der Schweremessungen können unterschiedliche Massenverteilungen im Untergrund festgestellt werden und unter Berücksichtigung der Lage- und Höhenvermessung lassen sich genaue Aussagen über die wahre Erdgestalt ableiten.
Mit Hilfe von Gravimetern höchster Präzision werden Schwereunterschiede zwischen einzelnen Punkten ermittelt. Dabei können Schwereunterschiede festgestellt werden, die sich bereits bei Höhendifferenzen von wenigen mm ergeben. Zudem liefern sie wichtige Ausgangsinformationen für geowissenschaftliche Untersuchungen wie z.B. für Lagerstättenforschung und Erdkrustenbewegungen.
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Bedeutung der Schweremessung: • Bestimmung der Erdfigur
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Beeinflussung der Lotrichtung durch Dichteanomalien im Untergrund
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Geoid als physikalische Bezugsfläche (Darstellung überhöht) |
Insbesonders bei Höhenmessungen muss deshalb eine Bezugsfläche gewählt werden, die in jedem ihrer Punkte senkrecht zu der jeweiligen Lotrichtung verläuft. Ideal wäre die Fläche ruhender Ozeane, weil sie sich nach Maßgabe der Schwerkraft ausbilden. Wenn man sich diese Wasserfläche anschaulich auch unter den Kontinenten fortgesetzt denkt, erhält man eine von den Schwereeinflüssen geprägte Erdform.
Sie wird in Anlehnung an das griechische Wort für Erde als das Geoid bezeichnet und als eigentliche Figur der Erde betrachtet. Das Geoid stellt somit die ideale physikalische Höhenbezugsfläche für die Landesvermessung dar.
Durch feldtaugliche Feinmessgeräte für Schweremessungen, den Gravimetern, ist es möglich, Schwerenetze in höchster Genauigkeit zu bestimmen. Es wird zwischen Absolutgravimetern und Relativgravimetern unterschieden.
Absolute Schwerewertbestimmungen sind durch Messung der Fallbeschleunigung eines Körpers im Vakuum möglich. Bei Relativgravimetern werden Schweredifferenzen zwischen verschiedenen Punkten gemessen. Auf Antrag führt das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung individuelle Schweremessungen durch.
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Bestimmung von Schweredifferenzen per Relativgravimeter | Bestimmung der Erdbeschleunigung mit einem Absolutgravimeter |
Die Schwerewerte werden in Schwerenetzen auf einheitlichem Niveau zusammengefasst. Das aktuell gültige Deutsche Hauptschwerenetz (DHSN 2016) ist in Schwerefestpunkte (SFP) der ersten und zweiten Ordnung sowie weiteren SFP untergliedert und umfasst in Summe ca. 15000 SFP.
Die einzelnen Punkte sind vermarkt und z.T. versichert. Die Informationen werden im Amtlichen Festpunktinformationssystem (AFIS) geführt und können über den Geodatenshop bestellt werden.
Schweresystem |
Deutsches Hauptschwerenetz 1982 (alt!) |
Deutsches Hauptschwerenetz 1996 (alt!) |
Deutsches Hauptschwerenetz 2016 (aktuell!) |
Kurzbezeichnung |
DHSN82 | DHSN96 | DHSN2016 |
Bestandteile |
DSGN76 + die Schwerenetze 1. Ordnung der alten Bundesländer |
DSGN94 + Schwerenetze 1. Ordnung der Bundesländer |
DSGN2016 + ausgewählte SFP des DHSN96 + ausgewählte Punkte des GGN + neue SFP 1.Ordnung |
Übergeordnetes Schwerenetz |
Deutsches Schweregrundnetz 1976 (DSGN76) |
Deutsches Schweregrundnetz 1994 (DSGN94) |
Deutsches Schweregrundnetz 2016 (DSGN2016) |
Genauigkeit |
±10 µGal | ±10 µGal | ±10 µGal |
Punktanzahl BW |
1. Ordnung: 36 Punktgruppen 2. Ordnung: ca. 330 Punktgruppen 3. Ordnung: ca. 7000 SFP |
1. Ordnung: 36 Punktgruppen 2. Ordnung: ca. 330 Punktgruppen Weitere: ca. 14600 SFP |
1. Ordnung: ca. 45 Punktgruppen 2. Ordnung: ca. 330 Punktgruppen Weitere: ca. 14600 SFP |
Punktdichte BW |
# Mind. 1 SFP / 1000 km² (1. Ord.) # 1 SFP auf 5 km² (alle Ordnungen) |
# Mind. 1 SFP / 1000 km² (1. Ord.) # 1 SFP auf 4 km² (alle Ordnungen) |
# Mind. 1 SFP / 1000 km² (1. Ord.) # 1 SFP auf 4 km² (alle Ordnungen) |
Höhenbezug |
DHHN12 | DHHN92 (DHHN2016) | DHHN2016 |
Vermarkung |
In der Örtlichkeit zugänglich, dauerhaft auf horizontalen Flächen von Bauwerken, i.d.R. Stehniet. Für DHHN2016 der 1. Ordnung: Auch Betonpfeiler mit Edelstahlbolzen, z. B. für Absolutschwerepunkte und GGP |
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Maßeinheit |
Dimension der Schwere g: m/s² oder Gal (1 Gal = 1 cm/s²; 1µGal = 10nm/s²) |
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Differenz der Schweresysteme |
DHSN96 - DHSN82 = -19µGal |
Identisches Schwereniveau wie DHSN96, lokale Abweichungen bis ±15 µGal (realisiert durch Absolutschweremessungen) |
Bestellung
Zur Bestellung von Schwerefestpunkten schreiben Sie bitte eine E-Mail an: geodaten@lgl.bwl.de.
Preise
Basisbetrag für die Bereitstellung von Standardausgaben bzw. Auszügen aus Festpunktunterlagen:
Produkt | Preis |
Einzelnachweis (einschließlich Punktbeschreibung) | 10 € |
Auszüge aus analogen Festpunktunterlagen (bis einschließlich DIN A3) | 10 € |
Das anfallende Bereitstellungsentgelt berechnet sich aus dem gewählten Produkt multipliziert mit der Anzahl der Einzelnachweise oder Auszüge und dem o.g. Basisbetrag. Alle Entgeltangaben verstehen sich als Nettoangaben zzgl. gesetzlicher Umsatzsteuer.
Kontakt
Kundenberatung
Telefon: 0711 95980-223
Die Bestellung kann auch per Fax oder E-Mail beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung
Baden-Württemberg erfolgen:
Fax: 0711 95980-708
E-Mail: geodaten@lgl.bwl.de