Schwerefestpunkte (SFP)

 

Scintrex auf GNSS Punkt

 
   

Allgemeine Informationen

Neben dem Lage- und Höhenfestpunktfeld ist das Schwerfestpunktfeld die dritte geodätische Grundlage. Es überdeckt mit vermarkten Schwerefestpunkten (SFP) das ganze Land und ist in einem einheitlichen, bundesweiten Bezugssystem eingebunden. Aufgabe der Schweremessung ist die Bestimmung der Schwerkraft an der Erdoberfläche. Mit Hilfe der Schweremessungen können unterschiedliche Massenverteilungen im Untergrund festgestellt werden und unter Berücksichtigung der Lage- und Höhenvermessung lassen sich genaue Aussagen über die wahre Erdgestalt ableiten.

Mit Hilfe von Gravimetern höchster Präzision werden Schwereunterschiede zwischen einzelnen Punkten ermittelt. Dabei können Schwereunterschiede festgestellt werden, die sich bereits bei Höhendifferenzen von wenigen mm ergeben. Zudem liefern sie wichtige Ausgangsinformationen für geowissenschaftliche Untersuchungen wie z.B. für Lagerstättenforschung und Erdkrustenbewegungen.

 

AFIS_SFP_Schwerewirkung_Basalt_Salz

Bedeutung der Schweremessung:

• Bestimmung der Erdfigur
• Bestimmung einer Bezugsfläche für Höhensysteme
• Bereitstellung von Grunddaten zur Reduktion von Messdaten
• Bereitstellung von Daten zur Erforschung der Bewegung der Erdkruste
• Bereitstellung von Daten zur Erforschung des Aufbaus der Erde und ihre Massenverteilung

 

   

 

Schweremessungen und Ihre Bedeutung für die Geodäsie

Zwar läßt sich die Erde sehr gut durch ein Rotationsellipsoid approximieren, jedoch tragen neben der Massenanziehung und Fliehkraft die unregelmäßige regionale und lokale Massenverteilung und der unterschiedliche Aufbau der Erdkruste dazu bei, dass der tatsächliche Erdkörper von der Form eines Ellipsoides abweicht.
Schwereänderungen in jedem Punkt der Erde haben zur Folge, dass die Lotrichtung variiert (Lotabweichung). Und da geodätische Messinstrumente immer mit Hilfe von Libellen in Richtung der Schwerkraft, der Lotlinie, aufgestellt werden, führt die Nichtbeachtung der Schwereverhältnisse zu fehlerhaften oder zumindest zu ungenauen Ergebnissen.
 
Fazit: Ohne die Berücksichtigung der Schwereverhältnisse sind keine genauen und umfassenden Nivellements möglich!
 
AFIS_SFP_Dichteanomalien
quasigeoid
Beeinflussung der Lotrichtung durch Dichteanomalien im Untergrund
Geoid als physikalische Bezugsfläche (Darstellung überhöht)
 

Insbesonders bei Höhenmessungen muss deshalb eine Bezugsfläche gewählt werden, die in jedem ihrer Punkte senkrecht zu der jeweiligen Lotrichtung verläuft. Ideal wäre die Fläche ruhender Ozeane, weil sie sich nach Maßgabe der Schwerkraft ausbilden. Wenn man sich diese Wasserfläche anschaulich auch unter den Kontinenten fortgesetzt denkt, erhält man eine von den Schwereeinflüssen geprägte Erdform.

Sie wird in Anlehnung an das griechische Wort für Erde als das Geoid bezeichnet und als eigentliche Figur der Erde betrachtet. Das Geoid stellt somit die ideale physikalische Höhenbezugsfläche für die Landesvermessung dar.

Durch feldtaugliche Feinmessgeräte für Schweremessungen, den Gravimetern, ist es möglich, Schwerenetze in höchster Genauigkeit zu bestimmen. Es wird zwischen Absolutgravimetern und Relativgravimetern unterschieden.

Absolute Schwerewertbestimmungen sind durch Messung der Fallbeschleunigung eines Körpers im Vakuum möglich. Bei Relativgravimetern werden Schweredifferenzen zwischen verschiedenen Punkten gemessen. Auf Antrag führt das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung individuelle Schweremessungen durch.

 

Scintrex auf GNSS Punkt Absolutgravimeter
Bestimmung von Schweredifferenzen per Relativgravimeter  Bestimmung der Erdbeschleunigung mit einem Absolutgravimeter

 

Die Schwerewerte werden in Schwerenetzen auf einheitlichem Niveau zusammengefasst. Das aktuell gültige Deutsche Hauptschwerenetz (DHSN 2016) ist in Schwerefestpunkte (SFP) der ersten und zweiten Ordnung sowie weiteren SFP untergliedert und umfasst in Summe ca. 15000 SFP.

Die einzelnen Punkte sind vermarkt und z.T. versichert. Die Informationen werden im Amtlichen Festpunktinformationssystem (AFIS) geführt und können über den Geodatenshop bestellt werden.

 

 

Vergleich von Schwerenetzen

Schweresystem 

Deutsches Hauptschwerenetz 1982

(alt!)

Deutsches Hauptschwerenetz 1996

(alt!)

Deutsches Hauptschwerenetz 2016

(aktuell!)

Kurzbezeichnung

DHSN82 DHSN96 DHSN2016

Bestandteile

DSGN76 + die Schwerenetze 1. Ordnung der alten Bundesländer

DSGN94 + Schwerenetze 1. Ordnung der Bundesländer

DSGN2016 + ausgewählte SFP des DHSN96 + ausgewählte Punkte des GGN + neue SFP 1.Ordnung

Übergeordnetes Schwerenetz

Deutsches Schweregrundnetz 1976 (DSGN76)

Deutsches Schweregrundnetz 1994 (DSGN94)

Deutsches Schweregrundnetz 2016 (DSGN2016)

Genauigkeit

±10 µGal ±10 µGal ±10 µGal

Punktanzahl BW

1. Ordnung: 36 Punktgruppen

2. Ordnung: ca. 330 Punktgruppen

3. Ordnung: ca. 7000 SFP

1. Ordnung: 36 Punktgruppen

2. Ordnung: ca. 330 Punktgruppen

Weitere: ca. 14600 SFP

1. Ordnung: ca. 45 Punktgruppen

2. Ordnung: ca. 330 Punktgruppen

Weitere: ca. 14600 SFP

Punktdichte BW

# Mind. 1 SFP / 1000 km² (1. Ord.)

# 1 SFP auf 5 km² (alle Ordnungen)

# Mind. 1 SFP / 1000 km² (1. Ord.)

# 1 SFP auf 4 km² (alle Ordnungen)

# Mind. 1 SFP / 1000 km² (1. Ord.)

# 1 SFP auf 4 km² (alle Ordnungen)

Höhenbezug

DHHN12 DHHN92 (DHHN2016) DHHN2016

Vermarkung

In der Örtlichkeit zugänglich, dauerhaft auf horizontalen Flächen von Bauwerken, i.d.R. Stehniet.

Für DHHN2016 der 1. Ordnung: Auch Betonpfeiler mit Edelstahlbolzen, z. B. für Absolutschwerepunkte und GGP

Maßeinheit

Dimension der Schwere g: m/s² oder Gal (1 Gal = 1 cm/s²; 1µGal = 10nm/s²)

Differenz der Schweresysteme

  DHSN96 - DHSN82 = -19µGal

Identisches Schwereniveau wie DHSN96, lokale Abweichungen bis ±15 µGal

(realisiert durch Absolutschweremessungen)

 

 

Bestellung

Zur Bestellung von Schwerefestpunkten schreiben Sie bitte eine E-Mail an: geodaten@lgl.bwl.de.

 

Preise

Basisbetrag für die Bereitstellung von Standardausgaben bzw. Auszügen aus Festpunktunterlagen:
 

 Produkt  Preis
 Einzelnachweis (einschließlich Punktbeschreibung)  10 €
 Auszüge aus analogen Festpunktunterlagen (bis einschließlich DIN A3)  10 €

 

Das anfallende Bereitstellungsentgelt berechnet sich aus dem gewählten Produkt multipliziert mit der Anzahl der Einzelnachweise oder Auszüge und dem o.g. Basisbetrag. Alle Entgeltangaben verstehen sich als Nettoangaben zzgl. gesetzlicher Umsatzsteuer.

 
 

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Kontakt


Kundenberatung
Telefon: 0711 95980-223

Die Bestellung kann auch per Fax oder E-Mail beim Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung
Baden-Württemberg erfolgen:
Fax: 0711 95980-708
E-Mail: geodaten@lgl.bwl.de